Erinnerungen an Prof. Dr. Alfons Lemper
Mit der Zuchtrüden-Vorstellung in Dinklage am 11. Juni 2017 wiederholt sich diese Veranstaltung in 43 Jahren zum 20. Mal. Seine Gedanken dazu überließ uns Prof. Dr. Alfons Lemper im 10. Katalog von 1994. Damals schrieb er:
20 Jahre DK-Zuchtrüden-Vorstellung in Dinklage
Die Deutsch-Kurzhaarklubs des norddeutschen Zuchtgebietes, die, gemessen an den Eintragungen, etwa zwei Drittel des Zuchtgeschehens bestreiten, können in diesem Jahr ein kleines Jubiläum feiern. Am 29. Mai 1994 findet – 20 Jahre nach ihrer Gründung – zum 10. Male die DK-Zuchtrüden-Vorstellung statt. Diese Veranstaltung ist, verbunden mit dem Veranstaltungsort Dinklage, inzwischen längst zu einer Institution und zu einem Begriff geworden.
Manch einer mag sich vor 20 Jahren gefragt haben, ob es denn noch notwendig oder auch sinnvoll sei, neben den bereits existierenden überregionalen Prüfungen „Internationale Kurzhaarprüfung IKP“ und „Dr. Kleemann-Zuchtausleseprüfung“ eine weitere überregionale Veranstaltung ins Leben zu rufen. Das es richtig und zweckmäßig war, es zu tun, beweist nicht nur der Erfolg dieser Veranstaltung selbst, sondern mindestens ebenso sehr die Tatsache, dass inzwischen mehrere große Zuchtverbände, u. a. der VDD, diesem Beispiel gefolgt sind und ähnliche Zuchtrüden-Vorstellungen mit großem Erfolg und starker Resonanz praktizieren.
Die Idee, zuchtwürdige Rüden in jährlichem oder zweijährigem Rhythmus zusammenzuziehen, um den interessierten Züchtern eine kompakte Übersicht über das in erreichbarer Nähe verfügbare Rüdenmaterial zu bieten, war im Grunde gar nicht einmal so neu. Sie stammt noch aus der Vorkriegszeit, möglicherweise von Dr. Kleemann selbst. Es war nämlich Jürgen v. Bernuth, der in der Nachfolge Dr. Kleemanns die Leitung des DK-Verbandes übernommen hatte, der im Jahre 1939 in Winningen eine Reihe prominenter, auf Prüfungen und z. T. auch schon in der Zucht bewährte Rüden zusammenzog, um sie – nach Linien geordnet- einem sachkundigen Publikum vorzustellen. Diese Zuchtrüden-Vorstellung gilt heute als die 1. Kleemann-Prüfung. In Wirklichkeit war sie keine Prüfung, sondern eben eine „Vorstellung“. Die Rüden waren vorausgewählt und wurden zu diesem Treffen eingeladen. Sie wurden, nach Linien geordnet, ausführlich im Ring besprochen und bewertet. Von 21 Hunden erhielten damals 15 ein „V“ – vorzüglich. Anschließend wurden sie im Paarhühner-Feld vorgeführt. Es gab weder eine Prüfungsordnung, noch ein Bestehen oder Nichtbestehen. Das alles entwickelte sich später.
Die späteren überregionalen Prüfungen, d. h. auch die Kleemann-Prüfung als Zuchtauslese-Prüfung konnten und können bei allem Informationswert einen Nachteil nicht verdecken. Die dort vorgestellten Hunde werden nach einer Besprechung im Ring innerhalb ihrer Gruppe im Feld und im Wasser geprüft. Wer nicht zufällig der Prüfung beiwohnt, bekommt die Hunde kaum je wieder zu Gesicht. Ein möglicherweise großes Informationsbedürfnis bleibt somit unerfüllt.
Hier anzusetzen war das Bestreben der Väter der Idee, der heutigen Zuchtrüden-Vorstellung, als die wohl, bei aller gebotenen Bescheidenheit, der Verfasser dieser Zeilen und der Vorsitzende des Nachbarklubs Artland-Emsland, Horst-Dieter Schiebener, gelten können. In unzähligen langen, zweiseitigen Gesprächen und vielen Diskussionen mit den Vorsitzenden und Zuchtwarten der norddeutschen Klubs wurden Ziel und Zweck, Ort und Verfahrensmodus erörtert. Es sollten als zuchtwichtig erkannte oder erhoffte Rüden, auf Vorschlag der beteiligen Klubs, eingeladen werden und zwar möglicherweise nicht nur ein einziges Mal, sondern auch ein zweites und drittes Mal. Denn erfahrungsgemäß ist es für viele Züchter von hohem Interesse, bewährte Rüden, die vielleicht schon drei Nachkommen-Generationen vorweisen können, in hohem Lebensalter in natura sehen und vergleichen zu können. Im Ring werden die Rüden dann besprochen, nicht jedoch bewertet. Die Züchter haben die Möglichkeit zu vergleichen, Gedanken und Erfahrungen auszutauschen, Fotos zu machen usw. Eine verständlicherweise begrenzte Zahl von Nachkommen, soweit vorhanden, rundet das Bild ab. In den ersten Jahren fand nach der Besprechung im Ring noch ein Feldgang statt, um den Besuchern die Möglichkeit zu geben, jeden Hund auch in der Bewegung zu sehen. Von diesem Verfahren wurde später aus verschiedenen Gründen wieder Abstand genommen. In einzelnen Jahren wurde die Veranstaltung auch auf Video aufgenommen. Diese Videos waren besonders im Ausland sehr beliebt.
Als wichtige und äußerst gefragte Ergänzung der eigentlichen Vorstellung erweist sich immer wieder der jeweils herausgebrachte Katalog, in dem alle vorgestellten Rüden mit Bild, Leistungszeichen, komprimierter Ahnentafel und sachkundiger Kurzbesprechung aufgeführt sind. Dieser Katalog, dessen Herstellung zwar viel organisatorischen Aufwand und auch Kosten erfordert, ist aber für viele ernsthafte Züchter bei ihrer Zuchtwahl eine fast unverzichtbare Hilfe, zumal neben den Daten der Hunde, auch so wichtige Dinge wie Anschrift und Telefon des Rüdenhalters, auf Anhieb greifbar sind. Auch die Praxis dieses Katalogs wird von anderen Zuchtverbänden in ähnlicher Form gepflegt. Aus vielen Gesprächen weiß ich, mit wie viel Passion und Sorgfalt Züchter diesen Katalog zu Rate ziehen, wenn wieder das Problem der Deckrüden Auswahl ansteht.
Bezüglich der Ortswahl war es seinerzeit ein wichtiges Argument, einen Ort zu wählen, der geographisch möglichst in der Mitte des Zuchtgebietes liegen und verkehrsgünstig erreichbar sein sollte, damit man den interessierten Züchtern weite Anreisen ersparte. Weite Reisen und kostspielige Übernachtungen schrecken gerade viele einfache Züchter ab. Dinklage hat sich in dieser Hinsicht als gute Wahl erwiesen. Es liegt im Oldenburgischen, in unmittelbarer Nähe der A1.
Auch ein möglicher turnusmäßiger Wechsel des Veranstalters ist wiederholt diskutiert worden. Letztlich sprachen doch der vertraute Weg und Ort für die Beibehaltung des einmal gewählten Standortes. Das Hinzukommen der neuen Bundesländer hat die Standortfrage erneut aufleben lassen. Noch ist eine andere Entscheidung nicht gefallen.
Die beteiligten Klubs haben von Anfang an Wert darauf gelegt, diese Veranstaltung als ihre ureigenste Angelegenheit und nicht als Sache des Verbandes zu betrachten. Anfängliche Sorgen der Verbandsführung, es könnte sich so etwas wie eine Konkurrenz im Verband entwickeln, erwiesen sich als unbegründet. Gelegentliche Vorstöße, diese regionale Veranstaltung zu einer zentralen Verbandsveranstaltung umzugestalten, konnten sich nicht durchsetzen.
Die vergangenen 20 Jahre haben gezeigt, dass die Institution Zuchtrüden-Vorstellung höchst informativ und wertvoll ist, aber auch eines erheblichen Einsatzes des Veranstalters bedarf. Die Initiatoren hoffen, dass sich auch künftig genügend Idealisten finden werden, die bisherige gute Tradition fortzusetzen.
Prof. Dr. Alfons Lemper, Kurzhaarklub Weser Bremen
Seit vielen Jahren bemühen wir uns, dieses Erbe weiter zu tragen und die Tradition zu pflegen. Trotz umfangreicher Arbeiten, begleitet von nicht unerheblichen Kosten, ist die Freude am Deutsch-Kurzhaar die Triebfeder für unser Tun. Wenn alle interessierten DK-Freunde mit in die Speichen greifen, werden wir sicher auch die 30. Ausgabe des „Dinklager Katalogs“ schreiben. Dafür bedanken wir uns bei allen die mitarbeiten und hoffen, dass auch unsere Deckrüden Besitzer dieses Ziel tatkräftig unterstützen. Nur gemeinsam sind wir stark – die gegenseitige Unterstützung aller Beteiligten ist der Garant für die nächsten Jahre und hilft uns, jeden DK – Interessenten umfangreich zu informieren. In diesem Sinne freuen wir uns auf ein „Wiedersehen“ am 11. Juni 2017 in Dinklage.
Weitere Details auf unserer Hompage www.dk-artland-emsland.de
Ferdinand Schlattmann
Kurzhaarklub Artland-Emsland e. V.